IBMs Louis Gerstner platzt mit der Nachricht ins Geschehen, dass der Blaue Riese 2001 eine Milliarde Dollar in Produkte und Dienstleistungen rund um Linux zu stecken gedenkt (siehe S. 24). Das entspricht etwa der Marktkapitalisierung von Red Hat oder dem 20-fachen Jahresumsatz der Rothüte. Allein 1.500 IBM-Programmentwickler sollen dann mit Linux befasst sein. "Der Kampf für einen offenen Standard ist es wert, ausgefochten zu werden", so Gerstner. Für die Generalität sind Schlachtfeld und Kriegsgegner somit bestimmt.
Es ist zu hoffen, dass der Blaue Riese das Geld effizient ausgibt. Immerhin hatte IBM schon vor zwei Jahren angekündigt 1.000 Mitarbeiter auf Linux anzusetzen. Linux-Produkte sind den Entwicklungslabors nur wenige entkommen: der WebSphere Application Server (siehe S. 56), der WebSphere Homepage Builder, die Datenbank DB2 und der Lotus Domino Application Server. ViaVoice gibt's noch nicht auf deutsch.
1.000 Leute aus der Open-Source-Szene hätten in der selben Zeit vermutlich mehr auf die Beine gestellt. Wenn die IBM-Strategen ihre Budgets verplanen, wären darum ein paar gut bezahlte Jobs für freie Linux-Entwickler eine gute Idee. Dem einen oder anderen Freizeitprogrammierer wäre damit auch ein Gefallen getan.
Und da ich gerade dabei bin, anderer Leute Geld auszugeben: Die Leute mit dem Wagniskapital sind in letzter Zeit nur noch auf kalten Füßen unterwegs; das hat einige Linux-Firmen mit chronischem Frischgeld-Mangel schwindsüchtig gemacht. In Deutschland hat sich ID-Pro schon mal zum Sterben hingelegt (siehe Linux-Magazin 1/2000, ab S. 60) und Innominate in Berlin hustet auch so merkwürdig (siehe S. 20). In Fusionszeiten käme der Konzern hier als guter Onkel Doktor mit der großen Linux-Schatulle recht.
Na ja, der Konzern wird schon wissen, wofür er seinen Zaster ausgibt.